OB Baranowski, Sellmannsbach

OB Baranowski: Flüchtlinge würdig behandeln
Die Gelsenkirchener haben bewiesen, dass unsere Stadt weltoffen und tolerant ist
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Liebe Leserin, lieber Leser,

„Verneigt Euch von den Helfern!“ formulierte jüngst ein Kommentator auf ‚tagesschau.de‘ in Richtung der Bundesregierung. Damit fordert er den verdienten Respekt für sehr viele Menschen in unserem Land. Menschen, die sich selbstlos und mit großem Engagement um andere Menschen kümmern. Um Menschen, die aus existenzieller Not bei uns Schutz suchen. Deswegen, weil sie in ihren Heimatländern um ihr Leben und ihre körperliche Unversehrtheit fürchten müssen. Dieser Respekt und die Anerkennung sind in meinen Augen mehr als angebracht. Denn ich habe es in den vergangenen Tagen selbst vor Ort mitbekommen: Die Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener packen kräftig mit an – unabhängig davon, ob sie ehrenamtlich, in Hilfsorganisationen, bei der Polizei oder Feuerwehr und auch bei der Verwaltung tätig sind, helfen an vielen Stellen und heißen die Flüchtlinge willkommen. Die hässliche Abwehrhaltung, die es mancherorts gibt, die kennen wir in Gelsenkirchen nicht – und das soll auch so bleiben. Dafür bin ich sehr dankbar und das macht mich stolz auf unsere Stadt. Das ist eine echte Qualität von Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchenern.

Erheblich negativ stößt mir auf, dass das Thema auf Europäischer Ebene eher fragwürdig gehandhabt wird. Es darf doch nicht sein, dass einige Mittelmeerländer, wie Italien oder Griechenland dieser Herausforderung kaum Herr werden und gleichzeitig andere Länder, wie England, Österreich oder am schlimmsten Ungarn, so tun, als ginge sie diese humanitäre Herausforderung nur wenig an. Ich finde es geradezu zynisch, wenn europäisches Geld dafür zur Verfügung gestellt wird, dass England seinen Kanaltunnel abschotten kann. Was ist das für ein Verständnis einer europäischen Wertegemeinschaft?

Vor wenigen Wochen war das Thema Europa aufgrund der griechischen Finanzkrise in aller Munde. Auch die Bundeskanzlerin hat dort fast täglich das Europäische Miteinander beschworen. Und heute??? Bis auf Sigmar Gabriel ist die Bundesregierung bei diesem Thema auf Tauchstation. Dabei macht die Kanzlerin doch Urlaub in den Bergen…
Abgesehen davon, dass ich Frau Merkel ihren Urlaub gönne, erwarte ich jedoch, dass sie das Thema zu ihrer Sache, zur Chefinnensache macht! Auch die sonst so eloquenten Ministerinnen und Minister in der Bundesregierung, wie zum Beispiel der Innenminister oder die Verteidigungsministerin hört und sieht man dieser Tage kaum. Dagegen ist die nordrhein-westfälische Landesregierung, die ich in dieser Frage ebenfalls immer wieder kritisch betrachte, nahezu gut aufgestellt. Immerhin nimmt man Notiz von der Herausforderung.

Wir brauchen nicht diese Feel-good-Politik. Wir brauchen eine Make-good-Politik. Das setzt jedoch voraus, dass man die Ärmel hochkrempelt und sich auch einmal dorthin wagt, wo vor Ort das Leben (mit Flüchtlingen) stattfindet. Da kann es durchaus hilfreich sein, dem Berliner Raumschiff einmal zu entsteigen und sich vor Ort umzusehen. In der Tat mag es anspruchsvoller sein, Flüchtlingen mit Menschlichkeit und einer gewissen Herzenswärme zu begegnen, als mit Gummistiefeln im Elbe-Hochwasser zu waten. Es ist allerdings mindestens genauso notwendig!

Beispiel gefällig? In Gelsenkirchen heißen wir auch die Kanzlerin gerne willkommen – insbesondere außerhalb von Wahlkampfzeiten.
In diesen Tagen ist menschliche Haltung gefragt. Wir dürfen uns weder von den geistigen Brand­stiftern noch vor der tatsächlichen Herausforderung der Flüchtlingszahlen schrecken lassen. Und uns nicht von der Untätigkeit mancher Verantwortlicher in Berlin ärgern lassen.

Nein, vielmehr geht es wirklich um den Charakter, um den Wert unserer Gesellschaft. Ich glaube, wir Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener tun weiter gut daran, diese Haltung selbstverständlich einzunehmen.



Ihr Frank Baranowski

Renaturierung des Sellmannsbachs in Bulmke
In sechs Bauabschnitten vom Abwasserkanal zum offenen innerstädtischen Bach
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Das Pumpwerk südlich der Hohenstaufenallee soll vielleicht erhalten bleiben

Nicht nur die Emscher wird renaturiert, also in Schmutzwasser- und Reinwasserlauf getrennt. Auch alle ihre Nebenflüsse, die in sie münden. Dazu gehört auch der Sellmannsbach. Das Stück Sellmannsbach, das Bulmke durchfließt, ist allerdings erst zum Abschluss der Umbaumaßnahme des Baches an der Reihe.

In Bulmke erst 2018 fertig
Erst Mitte 2018 soll der Sell­manns­­bach in Gänze umgestaltet sein: mit einem verrohrten Schmutzwasserlauf und einem naturnahen Bach mit Reinwasser. Bei der Renaturierung des Sell­mannsbaches handelt es sich um ein gemeinsames Projekt von Emschergenossenschaft und der Stadttochter Gelsenkanal.

Bach in städtischer Unterhaltung
Der Oberlauf des Sellmannsbaches vom Quellbereich in etwa an der Hohenstaufenallee/Wanner Straße bis zu dieser Stelle an der Hochkampstraße, also auch das Bulmker Teilstück, liegt vollständig in städtischer Unterhaltung.

Sellmannsbach mündet in Emscher
Der Sellmannsbach wird derzeit (noch) als Abwasservorfluter betrieben. Sein Verlauf führt von der heutigen Quelle im Bereich Hohenstaufenallee/Wanner Straße in Bulmke-Hüllen auf einer Länge von rund 5 Kilometern in nordwestlicher Richtung über die Stadtteile Bismarck und Schalke-Nord zur Einmündung in die Emscher westlich der Kurt-Schumacher-Straße.
Im Unterlauf von der Einmündung in die Emscher bis auf Höhe der Hochkampstraße gehört der Sell­­mannsbach der Emscher­ge­nossenschaft (2,7 km), während der Oberlauf südlich der Hochkampstraße eben in städtischer Unterhaltung liegt (2,3 km).

Sechs Bauabschnitte 2013-2018
Der Umbau des Sellmannsbachs ist in insgesamt sechs Kanalbau­abschnitte und der dann folgenden Gewässerrenaturierung unterteilt. Mit der Umsetzung des 1. Kanalbauabschnittes im emschergenossenschaftlichen Bereich wurde bereits 2013 begonnen. Der Ausbau des Bachs erfolgt dann weiter entgegen der Fließrichtung hin zur Wanner Straße.
Die bauliche Umsetzung im Ortsteil Bulmke umfasst drei Bauabschnitte. Voraussichtlicher Baubeginn des ersten dieser Abschnitte von der Emschertalbahn bis zur Hohen­zollernstraße ist das 2. Quartal 2016. Hier wird der Umbau überwiegend in offener Bauweise realisiert - also mit einer richtigen Baugrube.
Der folgende Abschnitt von der Hohenzollernstraße bis zur Bulmker Straße wird dann voraussichtlich ab Ende 2016 im Rohrvortrieb durchgeführt, also nicht mit einer offenen Baustelle, sondern unterirdisch.

Kleines Pumpwerk Bulmker Straße
Der letzte Abschnitt im Bereich des heutigen Pumpwerkes Bulmker Straße, der auch den Bau eines kleinen Regenrückhaltebeckens dort und Maßnahmen in der Wanner Straße umfasst, wird dann wieder überwiegend in offener Bauweise erfolgen und beginnt voraussichtlich Mitte 2017. Die Kanalbaumaßnahme insgesamt soll bis Mitte 2018 fertiggestellt sein. Die nachlaufenden Arbeiten am Gewässer will man dann ungefähr ein Jahr später ebenfalls abgeschlossen haben. Überprüft wird, ob es für das alte kleine Pumpwerk an der Bulmker Straße eine realistische Nachfolgenutzung gibt.
Eine Beeinträchtigung der Anlieger in der Bauphase soll weitestgehend vermieden werden, verspricht „Gelsenkanal“. Aber aufgrund der räumlichen Nähe in einigen Bereichen (Bornstraße, Bismarckstraße, Bulmker Straße, Hohenstaufenallee und Wanner Straße) seien bauzeitlich begrenzte Beeinträchtigungen unvermeidbar. Betroffene Anwohner und Geschäftsleute will man aber rechtzeitig über die jeweils anstehenden Maßnahme vor Ort informieren.
Die Querung von Straßen wird überwiegend in offener Bau­weise erfolgen. Für die Zeit der Bauphase wird dann noch ein Verkehrslenkungskonzept erstellt.

Aufweitung für Starkregen
Das Konzept zur Renaturierung des Gewässers sieht die Anlage einer Ersatzaue über den gesamten offenen Verlauf des Baches vor. Hierfür ist eine durchgehende „Aufweitung“ (Verbreiterung) erforderlich. Dies gilt z.B. auch für den Abschnitt zwischen Bulmker Straße und Florastraße, wo man den Sellmannsbach jetzt oberirdisch, aber tief im Geländeeinschnitt liegen sieht.

Gärten im „Bulmker Erlenkamp“
Die Aufweitung orientiert sich dabei am jeweiligen Platzangebot vor Ort. Das bedeutete zum Beispiel für die Kleingartenanlage „Bulmker Erlenkamp“ den Verlust von über 20 Kleingärten.
Bei der ökologischen Verbesserung des Gewässers ist eine Sohlanhebung nicht vorgesehen, also bleibt der Bach in seiner Tieflage. Eine Anhebung könnte nämlich bei der aktuell dort vorzufindenden nahen Lage des Baches zum Grundwasserspiegel zu Vernässungen im Umfeld führen, weil das Wasser dann nicht mehr wie jetzt mit über den Bachlauf abfließen könnte, der Grundwasserspiegel ansteigt und das Wasser dann vielleicht gar in Kellern landet.
Das Gesamtumbaukonzept für den Sellmannsbach sieht vor, soweit wie möglich auf eine Einzäunung des umgestalteten Gewässers zu verzichten. Es kann aber trotzdem erforderlich sein, Teilbereiche mit stärker schwankenden Wasserspiegellagen entsprechend zu sichern.

Keine malerische Bachlandschaft
Von einer zu malerischen durchgängigen Bachlandschaft, die allen zugänglich ist, darf man nicht ausgehen. Wo nötig, bleibt ja ohnehin auch der neue Frischwasserlauf unter der Erde. Gut aber, dass Geruchsbelästigungen wegfallen, weil Fäkalien etc. zukünftig in Röhren parallel zum Bachlauf geführt werden.
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Der Sellmannsbach im Bereich der Kleingartenanlage „Bulmker Erlenkamp“